Jeden Abend tun wir es, am liebsten gemeinsam mit Familie und Freund*innen. Leckeres Essen zuhause oder in Restaurants ist etwas Schönes und Wohltuendes. Es ist notwendig, dass wir alle immer genug Essen im Supermarkt finden und dass auf jeden Fall gesichert ist, dass es nicht einmal zu einem Ausfall kommt. In Erinnerung an meine Eindrücke während dem ersten Corona-Lockdown bin ich mir dessen noch stärker bewusst geworden. Was man aber oft vergisst, unsere Lebensmittel wachsen im Boden und werden aufwändig angepflanzt und herangezogen. Ob die Ernte etwas wird, hängt vom Wetter, von den Nährstoffen und Lebewesen im Boden, von der Arbeit und dem Wissen der Bäuer*innen ab. Ich persönlich bin sehr interessiert an biologischem Anbau und an dem Ursprung meines Essens. Ich liebe es, mich mit dem Anbau und der Zubereitung von Essen zu beschäftigen, weil es mir dann auch mehr Spaß macht, einzukaufen und zu essen. Momentan wird etwa ein Viertel der Lebensmittel, die weltweit produziert werden, weggeschmissen. Das sind 1,3 Milliarden Tonnen jährlich allein in der EU (WWF 2020). Das sind für mich kaum vorstellbare Mengen. Bedacht, dass so viele wertvolle natürliche Ressourcen verschwendet werden. Außerdem leiden immer noch Menschen an Hunger. Seit 2014 scheint die Anzahl von an Hunger leidenden Menschen laut des Lancet Countdown gestiegen zu sein. Gründe dafür sind eine schlechte Zugänglichkeit, Verfügbarkeit und Erschwinglichkeit von Nahrungsmitteln (Haas 2018).
Weil ich Lebensmittel wertschätze und ich gerne auf meinem Balkon mein eigenes Wintergemüse anbaue, möchte ich hier einige Tipps weitergeben, die dir auch Spaß machen könnten, um food waste (Lebensmittelverschwendung) zu vermeiden. Du kennst vielleicht das Problem: Du planst den Einkauf nicht gut genug oder du verschätzt dich beim Kochen. Hier einmal ein paar gesammelte Tipps, die dir das Einsparen von Lebensmitteln leichter machen und dein Geldbörserl schonen 😉
1. Planen
Der erste Tipp ist, den Wocheneinkauf gut zu planen und sich eine Einkaufsliste zu schreiben, während man noch zuhause ist, damit man auch weiß, was man noch zuhause hat. Gemeinsam mit meiner WG benutze ich jetzt die App “Die Einkaufsliste”, damit wir beide auch unterwegs an der selben Einkaufsliste schreiben können und immer alles übersichtlich bleibt. Auch ein kleiner Snack vor dem Einkaufen bewahrt vor hungrigen Einkäufen, die die Tasche oft zu voll werden lassen. Außerdem lasse ich mich nie auf Mengenrabatte ein, da bleibt bei mir am allermeisten über.
2. Vertraue auf deine Sinne
Verlasse dich beim Essen auch auf deine Sinne, wenn es angeblich schon abgelaufen ist. Gerade Joghurt und verpackte Produkte halten oft noch viel länger. Vertraue nicht allein dem vorgeschriebenen Mindesthaltbarkeitsdatum, da es eher zu früh bemessen ist, damit sich die Hersteller rechtlich absichern können. Joghurts zum Beispiel halten meistens noch mehrere Wochen länger! Hier eine übersichtliche Studie, um herauszufinden, wie lange unterschiedliche Produkte, die abgelaufen sind, noch halten können. Warum Lebensmittel ablaufen und wie man sie besser haltbar macht, kannst du dir auch in diesem Video von meiner Kollegin Michaela anschauen 🙂
3. Kreativität beim Kochen
Weißt du noch nicht, was du kochen sollst? Fehlt dir für ein Rezept eine Zutat? Bestimmt lässt es sich umwandeln! Lass deiner Kreativität freien Lauf. Verwerte auch gerne deine Reste und verwandle sie in etwas Neues 😊 Ich mache zum Beispiel sehr gerne Brotchips aus trockenem Brot, indem ich sie mit ein bisschen Olivenöl und Kräutern in einer Pfanne anbrate. Falls dir etwas übrigbleibt, kühle die Reste in einem am besten durchsichtigen Behältnis, damit du es nicht vergisst und siehst, was du noch so hast. Verschließe Dosen so gut wie möglich und benutze sauberes Besteck, um Lebensmittel aus großen Behältern zu holen.
4. Mut beim Einkauf
Um an Nahrungsmittel zu kommen, musst du nicht immer in einen Supermarkt gehen. Es gibt Märkte, die nicht immer alles haben müssen und wo ich das bekomme, was gerade saisonal und lecker ist. Gern gehe ich zu foodcoops oder auf Bauernmärkte, weil dort viele Schritte der Produktionskette ausgelassen werden und das Essen direkt vom Bauernhof kommt. Ich informiere mich auch immer gern, wo der nächste Essensverteiler ist, um mich mit leckerem Essen zu versorgen, das ich vor dem Mülleimer retten kann. Hier ist eine Liste aller Essensverteiler in Wien. Ich habe damit zwar nicht nur gute Erfahrungen gemacht, da oftmals doch etwas schon verfault ist, aber prinzipiell kann man dort gratis Essen abholen und hinbringen. Meistens bringe ich die Überreste meines Kühlschranks zum nächsten Essensverteiler, bevor ich auf Urlaub fahre. So wird zumindest nichts schlecht 🙂
5. Selbst Lebensmittel anbauen
Weil es mir unglaublich viel Spaß macht, pflanze ich auch gern selbst mein eigenes Gemüse auf meinem Fensterbrett an. Mit guter Erde und ein bisschen Geduld habe ich Pack Choi, Kohl und Wintersalat sogar schon im Spätherbst bis in den Winter von meinem Fensterbrett ernten können. Die Abwärme des Hauses (trotz Neubau) und die sonnige Lage führt dazu, dass mein Gemüse bis spät in den Winter nicht erfriert. Wintergemüse kann immer angebaut werden, solange du nicht komplett nordseitig wohnst. Es gibt sogar coole Module, die man sich an den Balkon oder die Hauswand bauen kann, in denen das Gemüse wunderbar wächst. Ich schätze, das kann auch selbst gebaut werden, jedoch fehlt mir dazu die Geduld 😉 Das beschert viel Spaß und große Wertschätzung für mein Gemüse bei meinen Freund*innen und meiner Familie. Selbst zu sehen, wie mein Gemüse wächst, ist super, um meiner Familie ihre Nahrungsmittel näherzubringen und zu verstehen, wie viel Aufwand das sein kann.
Im Bild sieht man auch Bärlauch, den ich bei einem netten Spaziergang im Wald gepflückt habe.
Nahrungsmittelabfälle bleiben an unterschiedlichen Schritten der Produktionskette hängen und die Gründe hängen von vielen Faktoren ab. Das Essen bleibt am Feld liegen, wird bei der Verarbeitung aussortiert, geht beim Transport kaputt, wird im Supermarkt nicht gekauft oder landet bei uns zuhause im Mistkübel. In Österreich gibt es einige Initiativen, die sich gegen die Lebensmittelverschwendung einsetzen. Eventuell gehst du sogar dumpstern, das heißt, du fischst Essen direkt aus den von Supermärkten weggeworfenen Essensabfällen. Das ist abenteuerlich und kostensparend, jedoch im Moment nicht erlaubt. Manche Märkte schicken ihre Reste an soziale Einrichtungen. Dort fallen aber oftmals auch so viele Spenden an, dass die Weiterverarbeitung zu schwierig ist. Studierende können sich in Märkten, wie zum Beispiel den Food Points eine Mitgliedskarte holen und sehr billig tolle Nahrungsmittel einkaufen! Was ich auch nur empfehlen kann, ist die Initiative Food Sharing. Mit einer App bekomme ich mit, wo ich übriges Essen abholen kann und bekomme dadurch auch die Anregung, mal mit neuen Zutaten zu kochen! Bei Supermärkten, Restaurants und Veranstaltungen holen sogenannte „Food-Sharer“ liegen gebliebenes Essen ab und verteilen es in offenen Kühlschränken, sogenannte Fair-Teiler, in ihrem Umkreis oder über online ersichtliche Essenskörbe.
Der Grund warum
Die Vermeidung von Lebensmittelabfällen ist nicht zuletzt aus dem Grund wichtig, dass dadurch ein wesentlicher Beitrag zur Abschwächung der globalen Erwärmung geleistet werden kann. Wesentlich scheint es in diesem Zusammenhang, die generelle Wertschätzung für Lebensmittel entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu erhöhen. Nur mit gemeinsamen Anstrengungen von Politik, Unternehmen und Bevölkerung kann es gelingen, das Entwicklungsziel 12 der Vereinten Nationen „Nachhaltiger Konsum und Produktion“ umzusetzen und die Menge an Lebensmittelabfällen bis 2030 zu halbieren. Für mich ist es auch deshalb ein Thema, mit dem ich mich gerne beschäftige, weil ich es liebe, die Dinge, die ich zum Leben brauche, wertzuschätzen und möglichst effizient zu nutzen. Das spart Kosten, bringt Menschen zusammen und macht Spaß!
Autorin: Sophie Kofler